.... Grosses Theater in kleinem Rahmen: Hingehen und Erleben!

.... Der Clou der Sache Oper ist ohnehin die Theatralik, die aus der Identifikation im Affekt der

     Musik erwächst, und dem kommt der kleine Raum, der Nähe schafft und dessen Gewölbe

     übrigens auch für interessante akustische Sondereffekte sorgt, ja auch schön entgegen.

.... Eine Rarität in der gelungenen Fassung der Oper im Knopfloch – nichts wie hin! 

...  Insgesamt zeigt das Ensemble mit seiner Bühnenpräsenz wie viel Potential in der Musik dieser

     Oper steckt. 

...  Er weiss dabei eingängige Melodien und leicht jazzig angehauchte Rhythmen ebenso sinnfällig

     auszuspielen wie die quirlig-virtuosen Auftritte schmissig zu begleiten. 

.... Das Publikum ging amüsiert mit, lachte immer wieder, der Schlussapplaus war herzlich

     begeistert. 

.... Auch wenn eine derartige Hochdramatik in kammermusikalischem Format akustisch heikel ist,

     zeige das ganze Sängerensemble eine bemerkenswerte Leistung.

.... Die drei zusammen ergeben ein Familientrio, das sich aus der Banalität in ein echtes Drama

     steigert – das Publikum liess sich darauf ein und spendete herzhaften Applaus.

.... Das Ensemble Die Oper im Knopfloch hat sich spezialisiert, unbekannte Opern auf kleinstem

     Raum und mit viel Publikumsnähe aufzuführen.


LE DERNIER SORCIER VON PAULINE VIARDOT

 

ZAUBERER, ELFEN UND CHINESISCHE KOBOLDE

Auf der Waldbühne in Arosa wurde die Operette «Le dernier sorcier» aufgeführt

Uwe Oster Aroser Zeitung 4.8.2023 

 

Die Operette auf der Waldbühne ist stets einer der Höhepunkte im Aroser Kultursommer. Das hängt zum einen natürlich mit dem Ort der Aufführung zusammen. Etwas Stimmungsvolleres als die Waldbühne gibt es dafür kaum. Die Atmosphäre zwischen den hohen Bäumen ist einmalig, man fühlt sich fast wie in einem Märchen. Und deshalb geht der Blick von Veranstaltern und Besuchern vorab in Richtung Himmel – hoffentlich hält das Wetter, und die Aufführung kann auf der Waldbühne stattfinden. Denn eben: Das ist schon ein ganz besonderer Reiz!

Dazu kommt, dass es ja nun keineswegs selbstverständlich ist, dass in einem kleinen Dorf wie Arosa jährlich eine Operette aufgeführt wird. Natürlich nicht mit grossem Orchester und Chor, aber klein und fein. Mit Musikerinnen und Musikern, Sängerinnen und Sängern, bei denen man das Gefühl hat, dass sie genau diese intime Atmosphäre schätzen und deshalb mit besonderer Freude und Begeisterung dabei sind. Auch werden dabei weniger allseits bekannte Operetten aufgeführt, sondern Schätze gehoben, die oft lange im Verborgenen geschlummert haben.

 

Musikalische Schätze

Hat Arosa Kultur diese Operetten früher gar noch in Eigenregie organisiert und inszeniert, arbeitet der Kulturverein seit einigen Jahren mit Partnern zusammen, die sich auf solche Veranstaltungen im kleineren Rahmen spezialisiert haben. In diesem Jahr war wieder die «Oper im Knopfloch» zu Gast. Mit dem «Pralinésoldaten» hatten sie zuletzt ein eindrucksvolles Gastspiel gegeben. Heuer spielten sie die Operette «Le dernier sorcier», die vielleicht nicht ganz so eingängig war wie der «Pralinésoldat». Das mag mit auch daran gelegen haben, dass die zeitbedingten Anspielungen auf den französischen Kaiser Napoleon III. heute nicht mehr unbedingt verstanden werden, dadurch aber eben ein Element fehlt. Nichtsdestoweniger überzeugte «der letzte Zauberer» dennoch durch die Protagonisten, die einmal mehr mit grosser Freude «spielten». Und das gilt für die Sängerinnen und Sänger ebenso wie für die Musikerinnen und Musiker. Fabrice Raviola als Zauberer, der mithilfe chinesischer Kobolde seine Zauberkraft wieder gewinnen will, Rosina Zoppi als Elfenkönigin, die sich köstlich darüber amüsiert, wie sie den Zauberer an der Nase herumführt, dessen urkomischer Diener (Ruben Banzer), Bettina Schnebeli als Prinz oder Nicole Hitz als Tochter des Zauberers. Dass die Operette rund um Zauberer und Elfen tatsächlich im Wald spielt, prädestinierte sie natürlich für die Aufführung auf der – nomen est omen – Waldbühne in Arosa. Man darf gespannt sein, welche Operette im kommenden Jahr auf der Waldbühne aufgeführt werden – und welcher verborgene musikalische Schatz dann geborgen wird. Ich freue mich jedenfalls schon darauf.

 


DER PRALINÉSOLDAT VON OSCAR STRAUS

«Ich hatte für das Sterben nie, besonders grosse Sympathie»

06.11.2021, Jan Krobot / Zürich

 

Für die aktuelle Saison hat Rosina Zoppi, Gründerin und Leiterin der Oper im Knopfloch

Oscar Straus Heldentraum «Der Pralinésoldat» ausgesucht.

 

Yaron David Müller-Zach (Regie) gelingt es die Problematik der teilweise recht einfachen

Reime (im Stile von «Ich hatte für das Sterben nie, besonders grosse Sympathie») und der

heute (in der Schweiz) kaum noch geläufigen zeitlichen Einordnung (serbisch-bulgarischer

Krieg) elegant zu umgehen: unter Einbezug von Texten George Bernhard Shaws, der die

Vorlage des Librettos verfasst hat, lässt er das Werk in deutsch und englisch wie auch an den

vom Libretto vorgegebenen Orten sowie an einem Filmset der Dreissiger Jahre spielen. Damit

nimmt er Bezug auf die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte und erreicht mit der Figur des

Regisseurs, der immer wieder die Rolle eines Conférenciers einnimmt, noch zusätzlich eine

Verankerung in der Gegenwart. Heldenträume hatten und haben alle Epochen: der Pralinésoldat

ist erfolgreich in die Gegenwart geholt. Die traditionell sparsame Bühne und die stimmigen

Kostüme hat Jasmine Lüthold entworfen.

Kateryna Tershchenko hat die musikalische Einstudierung besorgt. Elena Vartikian am

Klavier, Elias Menzi am Hackbrett, Gurgen Kakoyan mit der Klarinette und Jojo Kunz am

Kontrabass ersetzen, wie es bei der Oper im Knopfloch Tradition ist, das Orchester und tragen

bestens durch den Abend.

Fabrice Raviola gibt das Familienoberhaupt Oberst Kasimir Popoff. Mit wunderbar strömendem

Bariton und grosser Präsenz gelingt ihm eine atmosphärisch dichte, glaubwürdige Darstellung

des Kriegshelden. Rosina Zoppi singt die Aurelia, Popoffs Gattin, und ist ihrem Gatten die

Stütze daheim. Sara-Bigna Janett leiht der Nadina, der Tochter der Popoffs, ihren heldischen

Sopran. Es gelingt ihr bestens, die Freude auf die Heirat mit Major Alexius Spiridoff, mit

herrlichem Tenor von Ruben Banzer verkörpert, auf die Bühne zu bringen. Jacqueline Oesch

ist als Haushaltshilfe Mascha die dritte Dame, die den Reizen des Schweizer Geschäftsmanns

Bumerli, mit kernigem Charaktertenor Christoph Breitenmoser, erliegt. Max Gnant als Film-

Regisseur und der kurzen Szene als Massakroff, moderiert die glückliche, so aber unerwartete

Lösung der Verhältnisse: Bumerli muss die Konsequenzen von Nadinas Kompromittierung

tragen und sie heiraten. Spiridoff führt Mascha in den Hafen der Ehe.

Grosses Theater in kleinem Rahmen: Hingehen und Erleben!

 


THE LITTLE CAFÉ

Sibylle Ehrismann Zürichsee Zeitung 23.10.17

 

Amüsante Café-Geschichten

Die Oper im Knopfloch präsentiert im Zürcher Theater Stok mit „The Little Café“ eine kurzweilige Komödie mit charmanter Musik. Die leichtfüssige Regie von Rosina Zoppi ermöglicht den vier Sängern und Sängerinnen, aus ihren Figuren sympathische Charaktere zu gestalten.

 

„The Little Café“ des belgischen Komponisten Ivan Caryll (1861-1921) stammt aus der Zeit der Belle Epoque und gibt Einblick ins Leben eines kleinen Cafés um 1912. Die einen plagen, die andern lieben sich, und als der Kellner plötzlich ein Vermögen erbt, kehrt sich das Blatt. Mit einer Intrige will der Café-Besitzer an einen Teil dieses Vermögens kommen, was ihm jedoch nicht gelingt. Die Dialoge werden in Deutsch gesprochen, gesungen wird in Englisch.

 

Heiter und melancholisch

Die leichte Muse hat es in sich. Leicht und prickelnd virtuos müssen die Stimmen sein, und um die heiteren Pointen herauszuarbeiten, braucht es viel schauspielerisches Talent. Dies umso mehr, als die Oper im Knopfloch mit szenisch einfachen Mitteln agiert: Mehrere kleine Tische mit Stühlen im Kellertheater signalisieren das Café und ermöglichen den Sängern, einmal hier und einmal dort zu sitzen. Und den Wechsel ins Nobelrestaurant, wo sich der neureiche Kellner mit einer jungen Kokotte amüsiert, wird einzig mit hellen Tischtüchern und Kerzenlicht vollzogen. 

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der arme Kellner Albert, der von der Tochter des Café-Besitzers stets gedemütigt wird und der trotz des grossen Erbes weiter als Kellner arbeitet. Ulrich Amacher macht aus dieser liebenswürdigen Figur einen schlauen, sympathischen Charakter. Nicht nur stimmlich weiss er die verschiedenen Facetten, das Heitere und Melancholische eindrücklich zu gestalten, auch schauspielerisch wirkt er sehr authentisch und amüsiert das Publikum mit raffiniert herausgespielten Pointen. 

Eifersucht und Herrschertum

Natürlich machen ihm die Frauen das Leben schwer. Die junge Sopranistin Nicole Hitz wechselt von der überheblichen Tochter des Café-Besitzers mühelos zur charmanten koketten Frau; die sprechenden Bell-Epoque-Kostüme von Marianna Glauser helfen ihr dabei. Ihr heller, gut geführter und in der Höhe sicher intonierter Sopran hebt sich gut ab von Rosina Zoppis dunklerer Stimme. Zoppi spielt die offizielle Freundin des Kellners und wechselt gekonnt zwischen Eifersucht und Herrschertum, auch dies in herrlich markantem, rotsamtigem Kostüm. Gut in dieses Sängerteam passt auch Fabrice Raviolas agile und charaktervolle Bariton-Stimme, er weiss als Kaffeehausbesitzer gut zwischen Autorität und Hinterlist zu changieren. 

Quirlig-virtuos

All dies gelingt, weil. Der musikalische Leiter Charl de Villiers den ganzen Abend äusserst präsent am Klavier begleitet. Er weiss dabei eingängige Melodien und leicht jazzig angehauchte Rhythmen ebenso sinnfällig auszuspielen wie die quirlig-virtuosen Auftritte schmissig zu begleiten. Geschickt ist der Schachzug, auch ein Saxofon einzusetzen, so wird der operettenhafte Sound der Belle Epoque echt groovig. Jochen Baldes trifft diesen Sound gekonnt. 

Das Publikum ging amüsiert mit, lachte immer mal wieder, der Schlussapplaus war herzlich begeistert.